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9.11.2003
iTMS vs. Napster Schlammschlacht
Kaum hatte Apple am vergangenen Donnerstag die Pressemeldung (auch bei mir verlinkt) herausgegeben, in der vom grandiosen Erfolg des iTMS im direkten Vergleich zu Napster berichtet wurde, schlug auch schon Chris Gorog (Napsters CEO) per TechNewsWorld zurück:
"Gorog said Apple's claim of 80 percent market share is reduced to 62 percent if Napster's 23 percent is considered. Gorog, who also questioned how Apple could have had 1.5 million song downloads when SoundScan reported a total of 827,000 single downloads in the same period, said he does not know where Apple got the 1.5 million figure.
"In our first week, we did 36 percent of Apple's business, which we think is an extraordinary start for us," he said, referring to Apple's "carpet bombing" advertising that now is being matched with television, print and Internet marketing by Napster."
Da diese grausame Zahlen- und Prozentattacke fast überhaupt keinen Sinn ergibt, der Versuch einer kleinen Aufschlüsselung:
1. Der Marktanteil
Apple gibt einen Marktanteil von 80% an, beruft sich dabei auf Soundscan. Die Zahlen werden wohl stimmig sein, Problem ist nur, dass in dem Markt in dem Apple 80% hält weder Napster noch MusicMatch noch Buymusic vertreten sind, womit nicht mehr allzuviel Konkurrenz übrigbleibt und man sich eher fragen könnte, wer denn überhaupt noch die verbleibenden 20% sind?
"But arriving at precise market share figures, at this early stage in the game, is not easy or even accurate. SoundScan for now, doesn't yet include songs sold from MusicMatch or BuyMusic, the spokesman said, and did not include Napster." So ein Soundscan Sprecher bei Forbes.com.
Die Zahlen beziehen sich auch nur auf KW 44.
2. Der Marktanteil aus Napsters Sicht
Laut Gorog besitzt Napster 23% und Apple 62% Marktanteil.
Wie diese Zahlen zustande kommen lässt sich leider nur wild spekulieren, es scheint absolut keine sinnvolle Grundlage dafür zu bestehen.
3. Die Downloads
827.000 single downloads laut Soundscan, wohlgemerkt in KW 44 (auch hier wieder weder Napster noch MusicMatch noch Buymusic vertreten).
Die Zahl wird von Napster als Referenz genommen, um Apples 1.5Millionen Downloads in Frage zu stellen, obwohl Apples Pressemeldung klar aussagt, dass sich die 1.5Millionen Downloads auf die Woche nach Napster-Launch beziehen (also 29.05. - 05.11.), folglich auf den Zeitraum in dem Napster 300.000 Tracks verkauft.
4. Die wirre Schlussfolgerung
Und nun kommt Herrn Gorogs Glanzleistung:
'We did 36 percent of Apple's business'. Apples Geschäft wären nach dieser Ausage rund 830.000 verkaufte Tracks gewesen, womit hier wieder zur falschen Referenz der Single Downloads (anscheinend sind nämlich keine Albenverkäufe, die laut Apple fast 50% ausmachen in den Zahlen enthalten) der KW 44 zurückgekehrt wird und simpel der Eindruck erweckt werden soll, dass Apple bereits der Markt streitig gemacht wurde.
5. Fazit
Außer üblichem Marketinggeblubber (auf beiden Seiten) bleibt nicht mehr viel übrig, außer dem Punkt, dass der iTMS im direkten Vergleich zu Napster fünfmal so viele Tracks verkauft hat, wenn man den von beiden Unternehmen selbst angegebenen Downloadzahlen Glauben schenkt.
Die weiteren Aussagen von Chris Gorog im TechNewsWorld Artikels bereiten ebensolche Schmerzen wie die Zahlenjongliererei und sollen hier nicht weiter ausgebreitet werden...
Einzig lesenswert am Ende des Textes:
"Still, Goodman was critical of Apple's public attention to Napster, indicating that the move lends credibility to the new iTunes competitor.
"Why give legitimacy to Napster?" he said. "What Apple is inherently doing is helping to build Napster's credibility -- just the fact that they're paying attention to them shows Apple has some concerns regarding them."
--
Zusätzlich gibt es Gerüchte über eine Napster Beta für OS X bei macrumors.
Und bei The Register und Telepolis beleuchtet man den zweifeilhaften Deal zwischen Napster und der Penn State University:
"Roxio und die Penn State University haben sich darauf geeinigt, den Campus demnächst mit Abonnements der neuen Napster-Plattform zu versorgen. Nicht jeder ist erfreut über diesen Deal: Zwei Studenten versuchen bereits, Widerstand zu organisieren. Doch sie haben mit einer Universitätsleitung mit besonders guten Beziehungen zur US-Musikwirtschaft zu kämpfen."
Posted by Leo at 19:17 | Permalink
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