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22.04.2006
"Jeder kennt den iPod, aber niemand weiß, dass er von Apple stammt"
Diese und ähnliche Weisheiten waren zu lesen, nachdem Forrester Research Anfang April die Ergebnisse der hauseigenen '2005 Technology Brand Scorecard' vorstellte. Der Auslöser war folgendes Ergebnis: «But the results show a disconnect between the "Apple Computer" brand and the company's wildly popular iPod. In our survey, iPod owners did not appear to identify with the "Apple Computer" brand, which could impede the so-called "halo effect" that iPods might have on Macintosh sales.» Doch woraus geht diese Identifikationslücke zwischen iPod und Apple hervor?
775$ war mir die Beantwortung der Frage nicht wert (soviel kostet der 13-seitige Bericht) und Forresters Pressestelle wollte oder konnte sie mir auch nicht richtig beantworten. Tage/Wochen später tauchte unlängst in einem MacCentral-Artikel das vermeintlich erklärende Zitat auf: «“The Apple brand adoption data looks wrong — after all, the company has sold 42 million iPods, far more than the 5.2 million households that claim to use the Apple brand regularly — until you realize that ‘Apple Computer’ is not the same brand as ‘iPod,’ the Forrester report said.»
Folgen wir einmal der Forrester-Logik: 42 Millionen iPods müssten also bis zu 42 Millionen Haushalte ergeben, die zu Protokoll geben, Apple-Produkte regelmäßig zu nutzen. Da dies nicht der Fall ist, verstehen die Kunden offensichtlich nicht, dass der iPod von Apple stammt. Richtig? Kaum. Folgende Probleme liegen in der Forrester-Logik begraben:
1. 42 Millionen iPods waren erst Ende 2005 verkauft, zum Zeitpunkt der Umfrage (September/Oktober 2005) waren es noch rund 28 Millionen.
2. 28 Millionen iPods, die wohlgemerkt weltweit vertrieben wurden. Die Umfrage bezog sich allerdings nur auf US-Haushalte, d.h. selbst wenn 2/3 der iPods in den USA verkauft worden sein sollte liegen wir nun irgendwo unter 20 Millionen.
3. Unter 20 Millionen iPod also, die jedoch in einem Zeitraum über 4 Jahre verkauft wurden, also sind -wild geschätzt- 1/3 davon kaputt, nicht mehr in Benutzung oder sonstwie irrelevant - bleiben somit noch ca. 12 Millionen iPods.
4. Aus den 4700 Befragten wurden irgendwie 5,2 Millionen Haushalte interpoliert, d.h. der die Umfrage beantwortende Familienvater hat vielleicht keine Ahnung von welcher Firma der iPod der Teenie-Tocher stammt, diese weiß es allerdings umso besser. Der Trend zum ZweitPod ist zudem nicht von der Hand zu weisen, insofern dürfte sich in vielen Haushalten mehr als ein iPod tummeln.
Auch wenn das Apple-Logo immens bekannt ist, wird es natürlich iPod-Nutzer geben, die sich immer mal wieder über den merkwürdigen angebissenen Apfel auf der Rückseite ihres DAPs wundern. Von "disconnect" zwischen iPod und der Marke Apple zu sprechen, scheint -wenn man Forresters Logik und haarsträubenden Zahlenvermischungen folgt- ziemlich weit hergeholt, zumindest eine alberne Headline (siehe oben) gibt es aber sicher her. Anstatt nur der Statistik zu glauben, die man selbst gefälscht hat, sollte man lieber nur jener vertrauen, die man selbst brauchbar interpretiert hat.
Posted by Leo at 13:54 | Permalink
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