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22.07.2008

Testbericht zum iPhone 3G - Teil 2: GPS, Akku und ein erstes Fazit

Nach dem Blick auf Äußerlichkeiten, UMTS und Accessoires folgt heute der zweite Teil des Testberichts zum iPhone 3G mit dem Fokus auf GPS und Akkulaufzeit.

GPS:
Im Freien funktioniert die Positionsfindung mit dem iPhone 3G im Vergleich zu anderen GPS-Telefonen äußerst schnell. Meist nimmt es nicht mehr als 10 bis 30 Sekunden in Anspruch, bis der blaue Live-Tracking-Punkt in Google Maps den eigenen Aufenthaltsort anzeigt. Die knappe Wartezeit vergeht außerdem gefühlt schneller, da nacheinander grobe Funkmasten-Triangulation, WPS und schließlich die assistierten GPS-Daten ausgeliefert werden und man dabei kontinuierlich an den eigenen Aufenthaltsort heranzoomt.
Das Tracking in Google Maps ist sehr exakt solange man zu Fuß unterwegs ist, auf einer Landstraße mit ca. 80km/h im Auto ebenfalls, doch z.B. im Stadtverkehr zwischen Frankfurter Hochhäusern hakte es teils gewaltig und der blaue Punkt hing der tatsächlichen Position weit genug hinterher, um eine nahende Abzweigung problemlos zu verpassen. Davon unabhängig ist die (Google-)Maps-Applikation des iPhones in ihrer derzeitigen Fassung sowieso völlig unpassend, um eine anständige Navigationshilfe im Auto darzustellen.

Immerhin gibt es mit G-Spot und G-Park zwei erste Applikationen, die dem iPhone-GPS einen kleinen Mehrwert zu entlocken vermögen: G-Park führt zurück zum eigenen Parkplatz und G-Spot kann u.a. die eigenen Positionsdaten (inklusive der Anzeige-Genauigkeit) auslesen und diese zum Beispiel per E-Mail versenden. Dies lässt hoffen, dass die App Store-Kategorie 'Navigation' in nächster Zeit weiteren nützlichen Zuwachs erhält.

Die Möglichkeit, sich den Aufnahmeort eines Fotos per Geotagging in die EXIF-Daten schreiben zu lassen ist derzeit leider (noch) wenig nützlich, da z.B. per E-Mail an Flickr verschickte Fotos absurderweise immer noch ihrer EXIF-Daten entledigt werden. Auch Apps wie Shozu, die auf anderen Mobiltelefonen gute Arbeit leisten, helfen hier erstaunlicherweise nicht weiter.
Ob Mobile Photographr die Geoposition überträgt, habe ich noch nicht getestet. AirMe sollte dies eigentlich erlauben, verlangt aber die Einrichtung eines weiteren Nutzerkontos und wurde von mir bislang bewusst ignoriert.

gps_preview.png
Auf dem Mac selbst lässt sich ebenfalls ziemlich wenig mit den um ihre Position wissenden Fotos anstellen. Lediglich Vorschau.app erlaubt über den Bild-Inspektor das grobe Anzeigen des Aufnahmeortes mit einem Link zu Google Maps.
Auch in iPhoto fanden sich vor langer Zeit Spuren für eine direktere Google Maps-Anbindung - ob diese es in ein anstehendes iPhoto-Update schafft, wird sich jedoch erst weisen müssen, in iPhoto 7.1.4 ist davon jedenfalls nichts zu sehen.
Zieht man die importierten Fotos aus iPhoto in den Finder, kann es angeblich zu wild verschobenen GPS-Daten kommen - ein Bug, der bei mir allerdings nicht auftritt, die in den EXIF-Daten vermerkte Geoposition stimmt (bis auf wenige Meter) exakt mit dem Ort des Fotos überein.

Grundsätzlich beziehen iPhone-Applikation die Geoposition nach zweimaliger Nachfrage (und Bejahung) automatisch. Dies kann gänzlich unterbunden werden, indem die 'Location Services' in den Einstellungen abgeschaltet werden. Die Nachfrage lässt sich alternativ komplett zurücksetzen und für jede App erneut einzeln zuschalten - oder eben ablehnen (zu finden in den Einstellungen unter Allgemein > Zurücksetzen).

Laut Apples iPhone-Marketingchef verhindern vorerst "komplizierte Probleme" die geführte Navigation, was auch immer dies im Detail bedeuten mag. Bis die Hürden aus dem Weg geschafft sind, bleibt GPS am iPhone 3G zur Auto-Navigation ungeeignet und damit insgesamt leider weitestgehend zu einer netten Randerscheinung degradiert.


Akkulaufzeit:
Wer die tägliche Nutzungsdauer seines Mobiltelefons nicht in Minuten sondern vielmehr in Stunden misst, wird mit keinem aktuellen Smartphone sonderlich spektakuläre Akkulaufzeiten erreichen. Da das iPhone 3G im Gegensatz zu etlichen anderen Geräten zudem gerne und damit tatsächlich aktiv genutzt wird, können die Auswirkungen auf die Akkulaufzeit radikal ausfallen. Bei der Nutzung zum Dauersurfen, Spielen und Videogucken sollte man sich auf entsprechend Notebook-artige Akkulaufzeiten von vier bis sechs Stunden einstellen.

Mit aktivierter Push-Funktionalität und hohem E-Mailaufkommen ist es praktisch unmöglich, einen Tag ohne Zwischenladung durchzustehen. Glücklicherweise ist der Akku nach knapp zwei Stunden über das Netzteil wieder randvoll geladen.
Das Deaktivieren von Push-Mail wirkt dahingegen Wunder und man sollte damit problemlos einen vollen Tag überstehen - beispielsweise hielt mein Akku nach 90 vertelefonierten Minuten und weiteren 3 Stunden gemischter Nutzung insgesamt für 24 Stunden (UMTS aktiviert, WLAN aktiviert aber passiv, Bluetooth deaktiviert).

Ohne Push und mit überwiegender WLAN- statt UMTS-Nutzung für den Datenverkehr hält das iPhone 3G auch über zwei Tage, wenn keine allzu langen Telefongespräche dazwischenkommen.
Laut Nutzungsanzeige war nach 5,5 Stunden aktiver Nutzung und 45 Stunden passivem Dasein erneut Strom fällig.

Man kann also sehr wohl zwei Tage und darüber hinaus mit dem iPhone 3G fernab der Steckdose auskommen. Für meine persönliche Normalnutzung plane ich aber mindestens eine nächtliche Ladung ein und der Kauf eines Ladegeräts für das Auto erscheint ebenfalls angebracht.
Natürlich kann man wahllos die Stromfresser deaktivieren - allen voran Push, UMTS und Location-Services, nur dann hätte man sich den Kauf des iPhone 3G getrost sparen können.

Auch die vom Notebook vertrauten Tipps helfen dem iPhone 3G beim Akkusparen: Display ordentlich runterdimmen, Bluetooth deaktivieren, ein kurzes Intervall bis zum automatischen "Ruhezustand" wählen, etc.

Ein Dauersurftest mit Mobile Safari über UMTS (und alternativ WLAN) steht allerdings noch aus, Apple verspricht dafür fünf bis sechs Stunden Akkudauerbetrieb.


Bugs:
Es ist keine Spezialität des iPhone 3G und hat deshalb hier eigentlich wenig verloren, doch die Bugs von iPhone OS 2.0 sind derart störend, dass sie die Freude am iPhone 3G teils merklich schmälern. Hartnäckige Hänger beim Adressbuch sowie in der SMS-Applikation, zahlreiche Abstürze von Dritt-Apps, ein unfassbar langer Backupprozess mit iTunes, Komplettabstürze etc. - die Liste ist lang und Apple bessert hier hoffentlich umgehend nach, zu zahlreich und auffällig sind die Probleme.
Ein täglicher Neustart hilft mir derzeit recht zuverlässig, danach läuft alles angenehm rund.

Da Musik und Podcasts bei mir auf dem iPod landen, ist das iPhone weitestgehend unabhängig von iTunes, da der wichtige und ständige Abgleich von Bookmarks, Kontakten und Ereignissen komplett über MobileMe läuft.

Fazit:
Mit UMTS-Tauglichkeit, GPS-Anbindung und dem unversenkten Kopfhöreranschluss besitzt das iPhone 3G nur noch einen einzigen anhaltenden Hardware-Missstand: Die 2 Megapixel-Kamera ohne Autofokus sowie Blitz bleibt ernüchternd und schmälert zugleich den Geotagging-Reiz erheblich.
Davon abgesehen ist das iPhone 3G eine äußerst willkommene Weiterentwicklung, dessen Fehlstellen wie Copy&Paste, weitere Bluetooth-Profile, etc. rein per Software nachgeschoben werden könn(t)en.

Das iPhone 3G bleibt somit meine persönlich favorisierte Wahl im aktuellen Smartphone-Angebot, doch im Angesicht der von T-Mobile veranschlagten Ablösesumme würde ich als Bestandskunde vorerst beim alten iPhone verweilen, bis der nächste große Generationssprung vollzogen ist. Zu gering erscheinen derzeit noch die Vorteile von UMTS und GPS, schließlich profitieren auch Bestandskunden von der entscheidenden Änderung bei den Complete-Verträgen: Der Möglichkeit nämlich, das Datenvolumen per MultiSIM und HSPA-Modem unterwegs am eigenen MacBook zu nutzen.
Als Ärgernis bleibt, dass das iPhone 3G in Deutschland rein mit Netlock versehen verkauft wird und damit selbst willigen T-Mobile-Kunden praktische Auslands-SIM-Karten-Wechsel vollends verwehrt.

Disclosure: Für den Testbericht wurde mir ein Leihgerät von Apple Deutschland zur Verfügung gestellt.

Posted by Leo at 20:23 | Permalink

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