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7.11.2008

fscklog-Testbericht zum 13" Alu-MacBook

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Vor zweieinhalb Jahren verpasste Apple den eigenen Consumer-Notebooks bereits weitreichende Änderungen und einen neuen Namen: Aus dem klobigen iBook (unten im Bild) wurde ein vergleichsweise schlankes MacBook, das sich in seinen Leistungsdaten (von der Grafik abgesehen) dem MacBook Pro auffällig näherte und -je nach Anwendungsfall- eine deutlich attraktivere Alternative zur Pro-Linie abgab, als es das iBook je vermochte. Schon zu diesem Zeitpunkt wurden dem MacBook zudem zwei gewichtige Neuerungen zuteil, die jetzt erst im MacBook Pro landeten: Der rein magnetische Display-Verschluss und eine einfache Zugriffsmöglichkeit auf die Festplatte.

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Auch der jüngste Generationswandel hätte eigentlich einen Namenswechsel verdient, ist das neue Alu-MacBook doch eher ein verspäteter Abkömmling des 12-Zoll PowerBooks als der Nachfolger des weißen/schwarzen Plastik-MacBooks - 13" MacBook Pro wäre letztlich die passendere Bezeichnung. Schließlich stecken MacBook und MacBook Pro erstmals in einem weitestgehend identischen Gehäuse und die Innereien sind zu etlichen Teilen deckungsgleich.

Vom MacBook Air kommend ist das Alugehäuse und die schwarze Tastatur der neuen Modelle bereits bestens vertraut, dennoch beeindruckt die Stabilität und Wertigkeit erneut. Auch nach 8 Monaten Dauereinsatz befindet sich das Alu-Gehäuse meines MacBook Air in einem hervorragenden Zustand - ein umso größerer Vorteil in Hinblick auf die Verfärbungs- und Splitterorgien der Plastik-MacBooks.
Das große Trackpad ist vom MacBook Air ebenfalls geläufig und die Beibehaltung der schmalen Taste hätte mich sicher nicht gestört. Doch es gefällt die zusätzliche Klarheit, die das tastenlose Trackpad dem MacBook (Pro) verleiht.
Die bislang den neuen Modellen vorbehaltenen Vierfingergesten integrieren sich schnell in den Arbeitsalltag - insbesondere die Exposé-Anwahl wurde von mir von Anfang an ausgiebig genutzt. Überhaupt sind die Gesten, einmal antrainiert, äußerst praktisch und werden hoffentlich künftig für Drittentwickler besser zugänglich gemacht.

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Bildschirm:
Die größte äußere Neuerung ist das an den iMac angelehnte Display mit schwarzer Umrandung, das komplett von einer Glasscheibe überdeckt wird. Dies führt zu einem deutlich stabiler wirkenden Displaydeckel und die beim Öffnen gerne betatschte iSight erhält einen zusätzlichen Schutz - der Spiegeleffekt ist jedoch enorm. Während ich nach wenigen Tagen die "normalen" Spiegelungen im Displaybereich gut ausblenden konnte, verbleiben die Irritationen durch den gnadenlos spiegelnden schwarzen Rahmen. An einem statischen 24-Zoll iMac ist dies kaum wahrzunehmen, aber am 13"-Display der MacBooks lässt sich den Rahmenspiegelungen nur schwer entkommen.
Das Display selbst ist ein deutlicher Fortschritt zum alten MacBook - es ist hell, gleichmäßig ausgeleuchtet, klar, liefert brilliante Farben und vermittelt durch die Glasscheibe das Gefühl, geradewegs in die Bildwelt hineingreifen zu können.
Gegenüber MacBook Air und MacBook Pro muss das Display leicht zurückstecken was Betrachtungswinkel (insbesondere von oben/unten) und Farbdarstellung angeht - allerdings ist eine verallgemeinernde Beurteilung schwierig, da Apple gewöhnlich verschiedene Panels verbaut, die jeweils entsprechend unterschiedliche Eindrücke liefern.

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Mit dem glänzenden Bildschirm des Testgeräts kam ich insgesamt nach kurzer Eingewöhnung überwiegend gut zurecht (auch in Außenbereichen sowie direktem Sonnenlicht) und wünschte mir dennoch hin und wieder das glasfreie und deutlich weniger spiegelnde Display des MacBook Air zurück.
Prinzipiell halte ich das Glossy-Display beim MacBook für zu verschmerzen, die gestrichene Matt-Option beim MacBook Pro erscheint mir jedoch als schlicht ärgerlich (auch wenn ich persönlich dennoch zum Glossy greifen würde, selbst wenn die "matte Option" noch bestünde).

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Geräuschentwicklung:
Die längere Nutzung bestätigte meine positiven ersten Eindrücke, dabei kristallisierte sich insbesondere ein Punkt als besonders willkommen heraus: Das MacBook ist überwiegend lautlos. Lautlos bedeutet, dass ich nichts vom Gerät höre, wenn ich in stiller Umgebung mit normaler Arbeitshaltung davor sitze - ich würde mich aber weder als sonderlich lärmempfindlich noch feinhörig bezeichnen - leise ist es allerdings ohne Zweifel.
Der Lüfter läuft im Normalbetrieb konstant bei rund 2000rpm und ist in dieser Stufe lediglich zu erahnen, wenn man das Ohr direkt auf die Tastatur legt. Auch über eine Stunde durchgehendes Abspielen von YouTube-Videos brachten das 2,4GHz-MacBook nicht dazu, die Lüfterdrehzahl zu erhöhen - obwohl ich das MacBook erschwerend auf die unebene und leicht zu erwärmende Couch gelegt hatte - ein Garant, um das vorhergehende Plastik-MacBook in kürzester Zeit zu lautstarken Lüfteraktivitäten zu treiben.
Die z.B. bei HD-Trailern greifende GPU-Beschleunigung und entsprechende Entlastung des Prozessors spielt dabei keine Rolle - ein beliebiges YouTube-Video lässt Safari weiterhin konstant mindestens 50% der Prozessorleistung beanspruchen.
Natürlich kann die Hitzeentwicklung und damit Lautstärke variieren - je nach persönlichem Arbeitseinsatz, Unterlage und Jahreszeit - doch insgesamt ist das Alu-MacBook das bislang leiseste MacBook.
Warm wird es durchaus, überwiegend an der Unterseite im hinteren linken Bereich, doch auch der angeführte ausgedehnte YouTube-Couch-Test ließ den Prozessor kaum über eine Temperatur von 65° steigen. Der Lüfter setzt aber erst ab ungefähr 75 bis 80 Grad ein und steigert sich dann langsam in hörbare Bereiche - das wird bei konstanter voller Prozesserauslastung früher oder später passieren - geschah im meinem Alltagsgebrauch aber nur sehr selten.


Problemfelder:
Der direkte Zugriff auf die Festplatte ist natürlich höchst willkommen, insbesondere beim MacBook Pro. Doch bleibt abzuwarten, wie sich der Mechanismus im Langzeit-Dauereinsatz bewährt, gerade wenn der Schnellzugriff häufig genutzt wird, denn einen besonders stabilen Eindruck macht der abzutrennende Bodenbereich nicht. Ab und an blieb ich beim Hochheben exakt mit einem Finger an der Verriegelung hängen, eine ungewollte Öffnung erscheint mir allerdings sehr unwahrscheinlich.
Durch den leichten Spielraum der Klappe erzeugt das Absetzen des MacBooks z.B. auf einer Tischoberfläche allerdings ein seltsam klackerndes Geräusch, das gar nicht mit dem sonst so stabilen Eindruck des Alugehäuses zusammenpassen will.

Der Austausch von Arbeitsspeicher ist minimal aufwändiger geworden, da einige Schrauben mehr gelöst werden müssen, doch meist sollte sich dies -wenn überhaupt- sowieso auf einen einmaligen Einbau bzw. Wechsel beschränken.
Noch scheinen zahlreiche Speichermodule Schwierigkeiten zu bereiten (siehe auch Apple Discussions) - wer sicher gehen will, sollte abwarten oder den Speicher direkt im Apple Store mitbestellen. (via switchpack)

Insbesondere beim MacBook Pro gibt sich das Glastrackpad unter Umständen wankelmütig - ein Problem, das ich an meinem Test-MacBook nicht antraf. Ein Software-Fix ist immerhin bereits in Aussicht gestellt.

Einmalig weigerte sich das MacBook im Testzeitraum aus dem Ruhezustand zurückzukehren. Genaugenommen wacht es auf, das Display flackert allerdings nur kurz und bleibt dann dunkel - einziger Ausweg: Ein erzwungener Neustart. Auch in Apples Forum ist das Problem bereits vermerkt.

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Ein häufiger auftretendes kosmetisches Problem sind außerdem schräge F-Tasten - diese fielen mir allerdings erst auf, nachdem ich durch einen Thread bei Apfeltalk darauf gestoßen wurde. Auch an meinem MacBook Air sind nach genauer Inspektion leicht schräge F-Tasten festzustellen, ein "Problem", das mir die letzten acht Monate schlicht entgangen ist.

Kinderkrankheiten sind bei einem neuen Formfaktur und der kompletten Trackpad-Erneuerung unvermeidlich, doch die Problemfelder, die sich in den ersten zwei Wochen zeigten, bereiten mir persönlich keine allzu großen Sorgen und müssten sich durch Software- oder Firmwareupdates beseitigen lassen (so sie denn überhaupt auftreten).
Wer besonders penibel ist was kosmetische Ungereimtheiten anbelangt, sollte das Gerät vor dem Kauf sowieso genau inspizieren oder vom zweiwöchigen Rückgaberecht bei Onlinebestellungen ausgiebig Gebrauch machen.

Anschlüsse:
Der fehlende FireWire-Anschluss wurde sicher zur Genüge diskutiert - wer auf selbigen nicht verzichten kann, wird stattdessen auf die neuen MacBooks verzichten müssen. Unter den weiteren Anschlüssen ist lediglich der Mini-Displayport neu, den ich in Ermangelung eines Adapters nicht zu testen vermochte.
Apples allgemeiner Wechsel auf (Mini-)DisplayPort ist prinzipiell ein begrüßenswerter Schritt, doch natürlich geht der (erneute) Adapterzwangskauf einher. Leider dauert es bis zur Auslieferung des teuren Dual-Link-DVI-Adapters noch mehrere Wochen und einen Adapter von Mini-DisplayPort auf DisplayPort bietet meines Wissens nach bislang kein Hersteller an, d.h. die wenigen vorhandenen DisplayPort-Monitore lassen sich zumindest über diesen Anschluss vorerst nicht mit den neuen Macs nutzen. Einen TV-Out-Adapter sucht man ebenfalls vergeblich.
In Apples Diskussionsforum sammeln sich eine ganze Reihe an Problemberichten über die neuen Adapter, sowohl in Richtung DVI wie auf VGA. (Danke, Lars!)

Akkulaufzeit:
Obwohl der Akku eine geringere Gesamtenergie aufweist als zuvor, kam ich mit dem neuen MacBook auf weitestgehend dieselben Werte wie mit dem alten (bei einstmals frischem Akku) - rund 4,5 Stunden in meinem persönlichen Normalbetrieb (und erst nach anfänglicher Trainingsphase) mit knapp zur Hälfte gedimmtem Display, WLAN aktiv, aktiver Nutzung von Browser, Feedreader, Mail sowie weitere offene Programme, die nur spärlich zum Einsatz kommen.

Hintergrundbeleuchtete Tastatur:
Erstmals bietet Apple auch beim MacBook eine hintergrundbeleuchtete Tastatur an, allerdings ausschließlich beim teureren 2,4GHz-Modell. Bedingt durch die schwarze Tastatur, ist diese meines Empfindens nach aber oft genug vonnöten (ich benutze sie beinahe täglich am MacBook Air).
Der Umgebungslichtsensor für die Tastaturbeleuchtung sitzt wie beim MacBook Air neben der iSight am oberen Ende des Displays und ist für meinen Geschmack viel zu wankelmütig - nur Lab Tick gibt die volle Kontrolle über die nervende Automatik zurück.
Auch das Display wird beim MacBook nun automatisch an die Umgebungshelligkeit angepasst. Ebenfalls eine Option, die ich persönlich sofort deaktiviere. Der Umgebungslichtsensor und die Helligkeitsautomatik des Displays ist übrigens auch beim 2GHz-Modell ohne Tastaturbeleuchtung vertreten (Danke, Thomas!).

AirPort-Verbindung:
Das Plastik-MacBook findet eine Reihe von WLANs in der eigenen Umgebung, die für das Alu-MacBook unsichtbar bleiben. Allerdings sind diese Funknetze meist derart schwach, dass eine Verbindung mit dem Plastik-MacBook ebenfalls nicht zustande kommt - die Hotspots werden lediglich als entfernt vorhanden aufgeführt.
Der WLAN-Empfang des Alu-MacBooks entspricht weitestgehend dem des MacBook Air und selbiger war in den vergangenen Monaten zumindest stets zu meiner Zufriedenheit.


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Kleinigkeiten:
Mit dem MacBook Air hielten schon Anfang 2008 erste FireWire-lose Datenmigrationsmöglichkeiten Einzug. Ein Testdurchlauf mit dem frisch aktualisierten Migrationsassistenten und einem Ethernetkabel ergab einen problemlosen Umzug vom alten zum neuen MacBook. Der Testaccount mit lediglich 16,5GB an Daten war in 45 Minuten einwandfrei übertragen - einzig zusätzliche Kernel-Extensions wie z.B. von Little Snitch bereiteten Probleme und ließen sich erst nach einem Neustart und im Falle der Treiber eines web'n'walk-Sticks einer Neuinstallation beseitigen.

Äußerst willkommen ist die Verlagerung der Akkuladeanzeige an die Seite und ihre zugleich feinere LED-Abstufung.

Dass sich die iPhone-Kopfhörer auch inklusive Mikro und iTunes-Fernsteuerung an den neuen MacBooks nutzen lassen, ist ein netter (und sehr willkommener) Zusatzpunkt.


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Das neue MacBook ist in meinen Augen das bislang attraktivstes MacBook geworden und dies nicht nur in Hinblick auf das Alugehäuse, sondern auch von seinen sonstigen Eigenschaften: Es ist rundum stabil, leistungsfähig, edel und zugleich leichter als der Vorgänger. Das LED-Display ist für MacBook-Verhältnisse hervorragend und selbst der zusätzliche Spiegeleffekt lässt sich nach dem Anfangsschock gut verkraften.
Der entscheidende Kaufanreiz liegt neben dem verringerten Gewicht allerdings in der nahezu vollkommenen Geräuschlosigkeit - ähnlich leise waren meiner Erinnerung nach zuletzt die weißen 14-Zoll G3-iBooks vor etlichen Jahren (und diese waren dafür schwer, klobig und mit zähen Tendenzen versehen).
Nicht weiter verwunderlich ist bei den weitreichenden Änderungen, dass sich das MacBook (vorerst) preislich eher in Richtung Air und Pro bewegt - der Aufpreis für das 2,4GHz-Modell ist schroff, lohnt aber durchaus für die hintergrundbeleuchtete Tastatur.

Damit kam das Alu-Unibody-Gehäuse endlich bei 13" MacBook wie 15" MacBook Pro an und die Vereinheitlichung mit verschiedenen Displaygrößen lässt darauf hoffen, dass Apple die MacBook-Reihe 2009 nicht nur nach oben hin (17"-Modell) abrundet, sondern vielleicht auch nach unten in Richtung 10-Zoll-Display.

Disclosure: Bei dem Testgerät handelte es sich um das 2,4GHz MacBook mit 2GB Arbeitsspeicher, das mir freundlicherweise von Apple Deutschland leihweise zur Verfügung gestellt wurde.

Posted by Leo at 10:02 | Permalink

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