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22.01.2009
Nachlese zu Apples Quartalszahlen: Internationales Wachstum, Einschätzung zu Netbooks, Drohung an Palm
Rekordumsatz, Rekordgewinn - Apples jüngste Quartalszahlen konnten erneut beeindrucken und doch blinzelt die (allgemeine) Kaufzurückhaltung in den USA bereits durch. Das Mac-Stückzahlenwachstum verblieb dortzulande einstellig (2%), während die Mac-Stückzahlen außerhalb der USA um 16% zulegten, wie Apples COO Tim Cook gegenüber Analysten ausführte. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden insgesamt 9% mehr Macs verkauft.
Ein deutlicher, wenn auch wenig verwunderlicher Einbruch ist bei den Desktop-Mac-Verkäufen zu verzeichnen (die "vorrangig" aus dem iMac bestehen) - schließlich war keiner der Desktop-Macs zum Weihnachtsgeschaft erneuert worden.
Die im Oktober eingeführte Alu-MacBook-Reihe trug dahingegen zu neuen Notebook-Rekordzahlen bei, das ein Wachstum von geschlagenen 34% (zum Vorjahresquartal) erreichte. Apple verkauft damit inzwischen allein mehr Notebooks als im Weihnachtsgeschäft 2006 Desktop-Macs und mobile Macs kombiniert.
Insgesamt wurden um 3% mehr iPods verkauft als im Vorjahresquartal, auch dieses Wachstum fand überwiegend außerhalb der USA statt und zu einem Großteil erst unmittelbar vor den Weihnachtstagen. Zugleich reduzierte sich der Umsatz mit den iPods um 16%, was wiederum hauptsächlich auf den deutlich günstigeren 8GB iPod touch zurückzuführen sein dürfte.
Der durchschnittliche Preis für einen iPod lag bei einem neuen Tiefstand von $148.
Das iPhone-Stückzahlenwachstum ist merklich (88%), allerdings wurde es im Vorjahresquartal in nur einigen wenigen Ländern offiziell angeboten. Es bleibt abzuwarten, ob Apple es außerhalb von Neuvorstellungen schafft, solche Spitzen zu erzielen wie im vergangenen Quartal direkt nach der Einführung des iPhone 3G und dessen internationaler Ausdehnung. Am Ende des vergangenen Quartals schlummerten noch rund 2 Millionen iPhones im Handelskanal, Ende Dezember lag die Zahl bei ca. 1,75 Millionen.
So fällt die Umsatzverteilung aus, wenn die Einkünfte von iPhone und Apple TV auf 24 Monate gestreckt werden. Gesamtumsatz: 10,2 Milliarden US-Dollar.
Die bereinigten Zahlen zeigen, dass sich Apple im Weihnachtsgeschäft recht gleichmäßig auf seinen drei Stuhlbeinen verteilte - Mac, iPod und iPhone. Besonders guten Umsatzzuwachs von 25% erzielte übrigens die Musiksparte, die inzwischen iTunes Store (und App Store) sowie iPod-Accessoires und Apple TV enthält. Bereinigter Umsatz: 11,8 Milliarden US-Dollar.
Die an die Bekanntgabe der Zahlen anschließende Konferenzschaltung ist stets eine recht routinierte Angelegenheit. Analysten stellen mehr oder minder schlaue Fragen und Apples COO Tim Cook, der aktuell auch das Tagesgeschäft leitet, sowie CFO Peter Oppenheimer geben mehr oder minder vage Antworten, deren Auslegung allerhand Spielraum lässt.
Eine gute Mitschrift, aus der auch die nachfolgenden Zitate stammen, bietet die Macworld, der Audiomitschnitt kann über iTunes heruntergeladen werden (iTunes-Link).
Eine eindeutige Antwort gab es immerhin auf die Frage nach Mac OS X 10.6 Snow Leopard, die mit einem klaren "no comment" abgehandelt wurde (und dem Zusatz, man sei natürlich sehr "excited", aber habe keinen Starttermin bekanntzugeben).
Schwammiger wurde es dann bereits beim Evergreenthema Netbooks, insbesondere die Frage nach Billig-Netbooks für einen Preis unter $500. Tim Cook wiederholte wie schon Steve Jobs im Oktober, dass Apple diesen noch jungen Markt beobachte und "some ideas" habe. Die derzeitigen Netbooks seien zu leistungsarm, mit zu gequetschten Tastaturen, zu kleinen Displays und zu schlechter Software versehen. «So we don't think people are going to be pleased with those products, but we'll see.»
Während ein $500-Netbook von Apple wenig wahrscheinlich ist, dürfte der Vorstoß in den ultraportablen Bereich fortgesetzt werden. Apple zeigte mit dem MacBook Air bereits, wie man sich dies in Cupertino vorstellt: Kein Kompromiss bei Tastatur, Display, leichter Kompromiss beim Prozessor und hochpreisig. Dennoch klafft weiterhin zwischen iPhone und MacBook-Reihe eine riesige Lücke sowohl was Preis, Gewicht wie Displaygröße anbelangt.
Sony zeigte unlängst mit dem Vaio P, dass man diese Nische sehr wohl mit entsprechender Hardware füllen kann, nur ist das Ergebnis durch Windows Vista softwareseitig wenig reizvoll ausgefallen.
Im Zusammenhang einiger Fragen zur Preisgestaltung des iPhones sagte Cook: «We're not going to build a low-end voice phone. Our objective is not to be unit share leader, it's to build the world's best phone». Daraus lässt sich zwar eine Absage an das iPhone nano konstruieren, allerdings dürfte ein iPhone nano wohl kaum als 'low-end voice phone' durchgehen, sondern schlicht als ein kleineres iPhone mit selber Auflösung und gleichem Softwareumfang.
Zugleich betonte Cook an anderer Stelle, dass Apple den Mobiltelefonmarkt als "software platform business" angeht und nicht von der Hardware-Seite aus. iPhone-Entwickler müssen also derzeit ihre Programme nur für eine Displaygröße, eine Auflösung und eine Eingabemethode ausrichten während bei der Konkurrenz etliche Modelle vorhanden sind, für die jeweils Anwendungen umständlich anzupassen sind.
Ebenfalls interessant: Die Verkäufe des Apple TV verdreifachten sich angeblich beinahe im Vergleich zum Weihnachtsgeschäft 2007. Die Steigerung ist aufgrund der wohl niedrigen Verkaufszahl im letztjährigen Quartal nicht sonderlich gewichtig und Apple TV rangiert bei Apple weiterhin als "Hobby", doch scheint insbesondere das Filmverleih-Angebot und die Preissenkung, die es immer noch nicht nach Deutschland geschafft hat, das Gerät überhaupt erst für eine größere Käufergruppe attraktiv gemacht zu haben. «We fundmentally believe there is something there for us in the future», so Cook.
Aus der Reihe fielen gestern zwei Passagen, ganz zum Anfang und ganz am Ende der Telefonkonferenz. Auf die stotternd herausgedruckste Frage eines Analysten nach Steve Jobs ("How is Steve?") und Tim Cook als wahrscheinlichem Anwärter auf den künftigen Chefposten bei Apple, reagierte Cook mit einem ausführlichen Monolog, den es sich in voller Länge zu lesen lohnt (ebenfalls mitgeschrieben von der Macworld):
«There is an extraordinary breadth and depth and tenure among the Apple executive team. And these executives lead over 35,000 employees that I would call all “wicked smart.” And that’s in all areas of the company, from engineering, to marketing, to operations, sales, and all the rest.
And the values of our company are extremely well-entrenched. You know, we believe we’re on the face of the Earth to make great products, and that’s not changing. We’re constantly focusing on innovating. We believe in the simple, not the complex. We believe that we need to own and control the primary technologies behind the products that we make, and participate only in markets where we can make a significant contribution. We believe in saying no to thousands of projects, so that we can really focus on the few that are truly important and meaningful to us. We believe in deep collaboration and cross-pollinization of our groups, which allows us to innovate in a way others cannot. And frankly, we don’t settle for anything less than excellence in every group in the company, and we have the self-honesty to admit where we’re wrong, and the courage to change.
And I think regardless of who is in what job, those values are so embedded in this company that Apple will do extremely well. And I would just reiterate a point Peter made in his opening comment, that I strongly believe that Apple is doing the best work in its history.»
Die zweite auffallende Passage folgte dann zum Ende hin bei der Diskussion der aufkommenden iPhone-Konkurrenz in Form von Android sowie Palms Pre. Insbesondere der Einsatz von Multitouch und weiterer vom iPhone vertrauter Konzepte bei Palms Pre, der auch das Werk einer ganzen Reihe von Ex-Apple-Mitarbeitern ist, löste offenbar Unmut bei Cook aus. In seiner Antwort wollte Apples COO zwar explizit keine spezifischen Firmen nennen, doch der Inhalt geriet zur unverhohlenen Drohung in Richtung Palm: «We are ready to suit up and go against anyone. However, we will not stand for having our IP ripped off and will use whatever weapons we have at our disposal.»
Neben etlichen Patenten, Patentanträgen und einer hyperaktiven Rechtsabteilung verfügt Apple zudem über eine bestens gefüllte Kriegskasse. Auf über 28 Milliarden US-Dollar soll sich das Barvermögen des (schuldenfreien) Unternehmens nun belaufen.
Posted by Leo at 13:53 | Permalink
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