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29.05.2009

Hackintosh-Erfahrungsbericht zum Dell Mini 9 mit Mac OS X 10.5.7 [Update]

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Groß war meine Freude, als Apple sich Anfang 2008 endlich in den Markt der äußerst portablen Notebooks stürzte und mit dem MacBook Air unter die 1,5-Kilogramm-Grenze vorstieß. Der Weg zu leichteren, kompakteren sowie dünneren Geräten ist dabei zwangsläufig von Kompromissen gepflastert, doch obwohl das MacBook Air geradezu gespickt mit kleineren und größeren Problemen ist (Limitierung auf 2GB Arbeitsspeicher, Lüftungsschlitze beheizen Oberschenkel, zu geringer Displaywinkel, Tendenz zu Hitzköpfigkeit), wurde es dennoch schnell zu meinem persönlich favorisierten tragbaren Mac und blieb es bis zum heutigen Tage (auch wenn ich seit vergangenem Oktober eher zum 13" Unibody-MacBook greifen würde, die knapp 700 Gramm an Mehrgewicht lassen sich durch die wegfallenden Air-Probleme überwiegend verschmerzen).
Keine oder nur kleine Kompromisse geht das MacBook Air dahingegen in Hinblick auf Displaygröße, Tastatur, Prozessor- und Grafikleistung ein: Mit diesem Typus läutete es eine eigene Klasse der leichten, dünnen, relativ leistungsfähigen 13-Zöller ein, die preislich im oberen Segment angesiedelt ist (jüngstes Exemplar dieser Gattung ist beispielsweise Dells Adamo).

Zeitgleich begann ab Herbst 2007 mit dem Eee PC die Erfolgsgeschichte einer anderen Gerätekategorie, die ebenfalls auf hohe Mobilität abzielt, aber zugleich preislich (meist) im untersten Marktsegment liegt und damit eine weitere Reihe von Kompromissen eingehen muss: Netbooks haben "beengte Tastaturen, schreckliche Software, schrottige Hardware und sehr kleine Bildschirme", so der durchaus treffliche Kommentar von Apples COO Tim Cook im vergangenen April (auch wenn seine Kritik längst nicht mehr auf alle Exemplare der sich schnell verzweigenden Gattung passt).

Doch stören diese Einschränkungen wirklich? Eine beengte Tastatur und ein sehr kleiner Bildschirm ist auch dem iPod touch zu eigen, zum praktisch selben Preis erhält man zudem die "schrottige Hardware" eines Netbooks und an der "schrecklichen Software" lässt sich dank der langjährigen OSx86-Bemühungen relativ einfach etwas ändern.

Seit Mitte des vergangenen Jahres waren die Hackintosh-Bemühungen endlich weit genug gediehen, um Mac OS X sauber von Original-System-DVD auf passende Hardware aufzuspielen. Unter den gängigen Netbooks gibt es eine ganze Reihe an Systemen, die sich mehr oder minder gut mit Mac OS X verstehen (eine grobe Kompatibilitätsliste findet sich bei bbg) - eins sticht allerdings heraus: Der Dell Mini 9. Auch ohne Verschwörungstheorien zu bemühen und ein altes Zitat von Michael Dell hervorzukramen ("If Apple decides to open the Mac OS to others, we would be happy to offer it to our customers»), bleibt festzuhalten, dass die Bestandteile des Mini 9 erstaunlich gut für 10.5 geeignet sind, ohne dass irgendwelche Hardware-Basteleien o.ä. vorgenommen werden müsste. Allerdings beschränkt sich die Kompatibilität unter den Dell-Netbooks auf den Mini 9 mit seinem 9-Zoll-Display und einer Auflösung von 1024x600. Die mit größeren Displays und höherer Auflösung versehenen Modelle Mini 10 und Mini 12 können derzeit dahingegen nicht mit Mac OS X betrieben werden.

Update 30.05.09: Alternativ kann zum Vostro A90 gegriffen werden, der gewissermaßen die Geschäftsvariante des Mini 9 darstellen soll, allerdings nur mit einer 8GB SSD versehen ist und damit etwas Trickserei erfordert (siehe Link weiter unten).
Auch der Mini 10v versteht sich offenbar mit Leopard - dieser hat ein 10"-Display, allerdings mit einer Auflösung von nur 1024x576 Pixeln - die Kompatibilität wird ebenfalls im mydellmini-Forum diskutiert. (Danke, muck!)

Modellwahl
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Meine Wahl fiel letztlich auf die Standardversion des Mini 9 mit Windows XP, die eine 16GB SSD mitbringt, sowie über 1,3MP Webcam, WLAN, Bluetooth und 1GB Arbeitsspeicher verfügt - letzterer ist als einzelner Riegel verbaut und dürfte sich problemlos für eine überschaubare Euro-Menge auf 2GB verdoppeln lassen. Der Preis lag insgesamt bei knapp unter 300 Euro, allerdings scheint Dell diese Konstellation in Deutschland nicht mehr anzubieten.

Update 2.06.09: Dell nahm den Mini 9 inzwischen komplett aus dem Programm.

Es ist hierzulande relativ schwierig, an den Mini 9 mit integriertem UMTS-Modem zu gelangen - dieses lässt sich wohl selbst nachrüsten in Form von Dells WWAN PCI-Express-Minikarte 5530, die für unter 150 Euro zu bekommen sein sollte - ob Mac OS X dafür allerdings spezielle Treiber benötigt, weiß ich nicht.
Update 30.05.09: «Das Dell-UMTS-Modul lässt sich leider nicht (wie oben beschrieben) einsetzen, da der Slotsockel auf dem Mainboard nicht verlötet ist (ist auch beim RAM-Einbau sichtbar). Daher bleibt nur die Möglichkeit, den Mini 9 im Ausland (bspw. England) mit intergriertem UMTS-Modul zu kaufen, so man es denn haben möchte», ergänzt Martin in den Kommentaren.

Ich habe mich der Einfachheit halber dazu entschlossen, schlicht meinen üblichen HSPA-USB-Stick weiterzuverwenden, auch wenn dies natürlich längst nicht so fein und schick ist, wie eine integrierte Lösung.

Installation
Die Installation von Mac OS X auf dem Dell Mini 9 erfordert eine recht überschaubare Zahl an Dingen: Vonnöten ist natürlich der Dell Mini 9 selbst, möglichst mit (mindestens) einer internen 16GB SSD (es geht auch mit der 8GB SSD, ist aber offenbar deutlich umständlicher), ein Intel-Mac (mit 10.5), ein USB-Laufwerk mit zumindest 8GB Speicherplatz (USB-Stick - Festplatte oder Kartenleser plus Speicherkarte geht auch), die übliche Retail-DVD von Mac OS X 10.5 (egal welche Version), das Combo-Update auf 10.5.7 und weitere Software, die in der hervorragenden Schritt-für-Schritt-Anleitung von mechdrew mit Downloadlinks penibel aufgeführt ist.

Diese neue Variante erscheint nochmals deutlich schneller und einfacher - ich verwendete noch eine ältere Methode, die zwei USB-Sticks und eine weitere Windows-Kiste voraussetzte. Die Installation kann recht flott vonstatten gehen, doch insgesamt sollte man mit Einlesen, Vorbereitung und eventuellen Komplikationen schon 1-2 Stunden für die gesamte Prozedur einplanen. Hilfreich erscheint auch, alternative Speichermedien bereitzuhalten - mein erster Anlauf scheiterte an einem USB-Stick, der aus unerfindlichen Gründen nicht als Bootobjekt taugte.

Post-Installation
Hilfreich ist, bei der Installation von 10.5 bereits alles Überflüssige (Druckertreiber, nicht-verwendete Sprachen, etc.) auszusortieren und nach erfolgreicher Installation beispielsweise mit Monolingual für weiteren Platz zu sorgen. Zusätzlich lässt sich mit OmniDiskSweeper nach Platzfressern suchen und diese wahlweise entfernen. Insgesamt ist bei mir auf der 16GB SSD aktuell rund die Hälfte belegt und die andere Hälfte frei. Per SDHC-Karte kann der Dell Mini um weiteren Speicherplatz ergänzt werden.

Updates
Wer der Anleitung folgt, landet schlussendlich bereits bei einem Mini 9 und aktuellem Mac OS X 10.5.7. Ich fing bei 10.5.6 an und während alle anschließend über die Softwareaktualisierung eingespielten Updates (inklusive Sicherheitsupdates) keine Probleme auslösten, war die Aktualisierung auf 10.5.7 nochmals mit kleinen Umstandsmanövern versehen, jedoch nicht hochproblematisch. Insofern bietet es sich an, zumindest bei den größeren Updates (10.5.8 beispielsweise, falls es dieses noch geben sollte) die ersten Erfahrungsberichte abzuwarten und erst dann die eigene Installation zu wagen.
Mac OS X 10.6 fand bislang offenbar noch nicht seinen Weg auf den Mini 9, aber theoretisch sollte einer entsprechenden Lösung nach allgemeiner Veröffentlichung von Snow Leopard nichts im Wege stehen.

Alltagseinsatz
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Zwei Kriterien waren für mich entscheidend, um mit einem Hackintosh-Netbook gut zurechtzukommen: Es muss leise sein und sollte ein absolut problemfreies Schlafverhalten aufweisen. Beides ist beim Mini 9 gegeben - durch Lüfterlosigkeit und SSD ist er komplett lautlos und das Zuklappen-Einschlafen, Aufklappen-Weiterarbeiten funktioniert ebenso problemlos wie an jedem anderen mobilen Mac. Der Mini 9 braucht lediglich einige wenige Sekunden, um das WLAN wieder in Gang zu bekommen (dauert aber auch nicht länger als an manchem iMac) und gefühlsweise läuft der Akku im Ruhezustand schneller leer als an einem MacBook, haarfein überprüft habe ich das allerdings noch nicht. Die Akkulaufzeit hält sich in einem vertrauten Rahmen, bei gedimmtem Display schafft der Mini 9 im WLAN-Betrieb rund vier Stunden.

Einzige leicht irritierende Seltsamkeit: Wenn der Mini 9 im aufgeklappten Zustand einschläft, lässt er sich nur über den Einschaltknopf aufwecken.

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Die Tastatur ist zweifellos knapp bemessen und gewöhnungsbedürftig, wurde aber ordentlich für Mac-Verhältnisse umgebogen. Alt (und Alt Gr) ist also die Befehlstaste, die Win-Taste ist alt und Strg entspricht ctrl am Mac. Die Fn-Taste ist beim Dell zwischengeschoben, funktioniert aber im erwarteten Rahmen und damit lässt sich beispielsweise das Bildschirmhelligkeit anpassen, die Lautstärke justieren und die F-Tasten nutzen. Blind lassen sich Tastaturkürzel also weitestgehend so verwenden, wie vom Mac gewohnt - beispielsweise ist das @ per alt-L (oder auf dem Mini eben Win-Taste+L) zu erreichen - man muss nur die kleinen Tasten treffen.

Das Trackpad ist ebenfalls knausrig und die Tasten haben einen lausigen Druckpunkt, doch es lässt sich in gewohnter Weise zum Klicken (inklusive Zwei-Finger-Rechtsklick) benutzen und Dank eines weiteren Hacks wird auch die übliche Zwei-Finger-Scrollgeste unterstützt.

Erstaunlich stark vermisste ich die Selbstverständlichkeiten der MacBooks in Form der beleuchteten Tastatur sowie des MagSafe-Kabels und eines Akkus mit ihren Ladezustandsanzeigen, deren Mehrwert mir erst durch ihr Fehlen bewusst wurde.


Sinn:
Es bleibt die offene Frage, ob eine eigene Gerätekategorie zwischen leichtem 12/13-Zöller (mit vollwertiger Tastatur) und Smartphone wirklich für ein breites Publikum interessant ist. Dies wird sich auch Apples Tablet-Etwas fragen lassen müssen, falls es eines Tages erscheinen sollte. Sobald das Gerät zu groß für die Hosentasche wird und sowieso eine Tragetasche zur Beförderung vonnöten ist, lässt sich meist auch das Mitnehmen von MacBook oder MacBook Air verschmerzen.

Je nach Einsatzzweck bleibt diese Zwischenkategorie natürlich dennoch interessant, für mich persönlich zum Beispiel zumindest so lange, bis das iPhone mich mit einer externen Tastatur tippen lässt, anständiges Multitasking bietet und MobileSafari deutlich beschleunigt und stabilisiert worden ist.
Letztendlich spaltet sich die Frage am eigenen Einsatzzweck. Um unterwegs Mails im Blick zu behalten, zu twittern und Feeds zu überfliegen, reicht das iPhone meist vollkommen. Sobald es aber ans Tippen und eine etwas hektischere Arbeitsweise mit spezifischen, aber "leichten" Programmen oder besonderer Browser-Fixierung geht, wird ein Netbook spannend.


Fazit
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Der Formfaktor des Dell Mini 9 gefällt, er liegt angenehm kompakt in der Hand und ist mit knapp über 1 Kilo leicht genug, wenn auch ziemlich dick. Insgesamt eine kräftige Plastik-Ansammlung, weder sonderlich schön noch schrecklich hässlich. Zu einem Preis um 300 Euro allerdings nichts, über das ich mich beschweren würde.

Hier liegt auch der Knackpunkt - Apple weigert sich aus Margengründen und einem gewissen Stolz, auf diese Preisklasse abzuzielen und ich kann es ihnen nicht verübeln. Der Reiz der Billig-Hardware ist im mobilen Kontext dennoch groß, denn das Netbook kann auch unaufmerksam in die Tasche gestopft, im Auto vergessen, in Cafes beim Toilettengang auf dem Tisch zurückgelassen und überhaupt ziemlich sorglos behandelt werden (lässt sich natürlich auch alles mit dem MacBook Air machen, ist aber ein deutlich teureres Vergnügen).
Das MacBook Air geht trotz seiner Problempunkte und ab und an gerne eingelegter Denkpausen als vollwertiger Hauptrechner durch (zumindest habe ich es derart übers vergangene Jahr genutzt), ein Netbook bleibt reine Ergänzung.

Mit Mac OS X verträgt sich das Netbook soweit bestens, allerdings habe ich bei weitem nicht jede erdenkliche Konstellation durch- und ausprobiert. Auf kleinere Problemchen sollte man sich jedenfalls grundsätzlich einstellen, bei aller Perfektion bleibt es eben doch durch und durch ein Hackintosh. Sollten Schwierigkeiten auftreten, hilft aber praktisch immer das grandiose mydellmini-Forum.

Dennoch bleibt der Wunsch, einen richtigen Mac in diesem Formfaktor zu sehen. Ein 10" Unibody-MacBook mit leicht geschrumpfter Tastatur, internem UMTS-Modem, GPS und einem Gewicht von unter einem Kilogramm wäre mein persönlicher Idealkandidat - selbst zu einem vierstelligen Preis.

Fragen
Sollten noch Fragen offen sein, nehme ich diese gerne entgegen - bis zu einer Beantwortung dürfte es allerdings einige Tage dauern, da ich mich nun in ein netzreduziertes Wochenende verabschiede. Schöne Pfingsten!

Posted by Leo at 13:37 | Permalink

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