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13.07.2009
Die Probleme von Apples Push-Benachrichtigungsdienst: WLAN-Aussetzer, Akkuverbrauch, limitierte Anzeige
Push-Benachrichtigungen sind toll. Prowl zeigt derzeit am beeindruckendsten die weitreichenden Möglichkeiten des Dienstes, doch schon die simple Sofortinformation über neue Twitter-Nachrichten oder Instant-Messages lässt das iPhone deutlich lebhafter werden und mag für manchen durchaus die SMS-Nachrichten endgültig aufs Abstellgleis schicken. Insgesamt zählt Apples Push-Notification-Service neben Copy&Paste und Spotlight fraglos zu den ebenso tiefgreifenden wie entscheidenden Neuerungen in iPhone OS 3.0.
Bei all dieser Push-Glorie bleibt vorerst jedoch eine Reihe von gewichtigen Schwierigkeiten, die sich auch fernab eines hacktivierten iPhones und dessen wackeligem Pushfix auftun: Selbst wenn sich die Push-Benachrichtigungen in der von Apple propagierten Weise sparsamer gestalten sollten als die den Drittentwicklern untersagten Hintergrundprozesse, so bleibt der Akkuverbrauch dennoch erheblich. Hinzu kommt, dass durch die Benachrichtigungen das iPhone tendenziell (noch) mehr benutzt wird und damit zusätzlich an der Akkulaufzeit gesägt wird. Sind Push-Benachrichtigungen und Push-Mails aktiviert, lässt sich grob mit 10% Akkuschwund pro Stunde rechnen, wenn nur ab und an eine neue Meldung angesehen wird. Nach spätestens zehn Stunden ist das iPhone dann leergelaufen und dabei wurde weder telefoniert noch groß gesurft und schon gar nicht gespielt.
Die größte Hürde einer intensiven Push-Nutzung liegt neben dem Akkuverbrauch im veralteten und stark einschränkenden Benachrichtigungssystem des iPhone OS selbst. Seit Version 1.0 erscheinen Benachrichtigungen (z.B. neue SMS-Nachrichten) unverändert in ihrem eigenen unflexiblen Dialogfenster, das die aktuelle aktive iPhone-Nutzung störend unterbricht und eine unmittelbare Reaktion erzwingt. Ist das iPhone gerade nicht in Benutzung, verbleibt die Nachricht auf dem "gesperrten" Bildschirm - verschwindet aber sofort, falls das iPhone erst nach einiger Zeit entsperrt wird. Dann hilft nur noch ein eventuell vorhandenes Icon-Badge um den Inhalt der Nachricht im jeweiligen Programm aufzustöbern. Erschwerend tritt hinzu, dass stets nur die letzte bzw. neueste Nachricht angezeigt werden kann. Bleibt das iPhone für einen kleinen Zeitraum unbeobachtet, muss man sich die verpassten Nachrichten mühevoll zusammensuchen. All dies ist wahrlich keine neue Problematik, doch durch die drastisch zunehmende Zahl an Nachrichten werden die Limitierungen des iPhone OS-Benachrichtigungssystems um so schmerzhaft deutlich, wie heute auch ausführlich MG Siegler thematisierte.
Zu diesen zwei Push-Hürden des iPhones selbst gesellt sich ein externes Problem, das glücklicherweise längst nicht jeden trifft: In manchen Konstellationen aus Modem und WLAN-Router kann es zu einem kompletten Auslieferungsstopp von Push-Benachrichtigungen kommen. Die Kombination von Speedport-Modem W 721V und einer Time Capsule verhindert beispielsweise bei mir den Empfang von Push-Nachrichten auf einem iPod touch im heimischen WLAN komplett. Das iPhone erhält seltsamerweise dennoch manchmal Push-Nachrichten im (selben) WLAN, doch dies endet meist nach einem bestimmten Zeitraum und das obwohl die Push-Benachrichtigungen beim iPhone im Standby-Betrieb automatisch über das Mobilfunknetz ausgeliefert werden - hier muss ein zusätzlicher Bug im iPhone OS die nahtlose Übergabe der Verbindung zum Push-Notification-Server beim Standby-Wechsel vom WLAN ins Mobilfunknetz vereiteln. Deaktiviert man den WLAN-Empfang am iPhone selbst, trudeln die Push-Benachrichtigungen unmittelbar wieder ein - derzeit der einzige Ausweg.
Ein Großteil der Schuld dürfte (ebenso wie bei Back to my Mac-Problemen) beim Speedport-Router zu suchen sein, dies wurde auch in der aktuellen Bits und so-Folge nochmals breit besprochen (ab ungefähr Stunde 2:09). Rund ein Drittel der Antwortenden auf eine kurze Twitter-Nachfrage vor wenigen Tagen berichtete ebenfalls von Push-Problemen im WLAN - hierbei wäre es hilfreich, wenn in den Kommentaren bei eigenen Push-Problemen jeweils Modem/Router vermerkt würden.
Auf den kräftigeren Akkuverbrauch kann man sich meist einstellen und Apple dürfte dabei hoffentlich noch Möglichkeiten zur Optimierung haben. Die Beseitigung des WLAN-Pushproblems könnte schon komplizierter ausfallen, denn zumindest in Hinblick auf BTMM tappt Apple offenbar weiter im Dunkeln und die Hersteller bzw. Anbieter der problematischen DSL-Modems kümmert es oft ebenfalls nicht sonderlich. Für iPod touch-Nutzer ist dies ein potentielles Desaster, denn im Fall eines VDSL-Anschlusses lässt sich das Speedport-Modem nicht ohne weiteres gegen eine Alternative tauschen. Das Benachrichtigungssystem des iPhones schließlich bedarf dringend einer grundlegenden Überarbeitung und es bleibt zu hoffen, dass Apple sich diesem Ziel bereits widmet - ob ein entsprechender Fortschritt allerdings vor iPhone OS 4.0 im kommenden Jahr zu sehen sein wird, bleibt offen.
Posted by Leo at 20:14 | Permalink
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