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7.01.2010

Die (alte) Zensurdebatte über Apples technische wie inhaltliche App Store-Kontrolle

Mit den sich zunehmend an die iPhone-App als monetarisierenden Heilsbringer klammernden Zeitungen und Verlage, hält die Debatte über Apples technische wie inhaltliche Kontrolle der im App Store angebotenen Anwendungen auch hierzulande Einzug: Die Deutsche Presse-Agentur fährt heute das Beispiel der Stern-App auf, die Ende letzten Jahres vorübergehend "wegen einer Erotik-Bildstrecke" aus dem App Store verbannt worden war und führt die von der Bild-Redaktion "geblitzten" Nackfotos und Sex-Anzeigen an, die nur entsprechend entschärft in der Bild-App zu sehen sind. Apples Moralvorgabe bleibt dabei eine relativ simple - egal ob japanisches Upskirt-Mädchen oder Pornstar, es darf aufreizendst in Apps herumgelungert werden, solange nur einige Fetzen die mit geringerem Anstand assoziierten Körperpartien bedecken. Dies mag man grundsätzlich begrüßen oder mit energischem Kopfschütteln quittieren, das wahre Problem liegt weniger in unanständig angehauchtem Bildmaterial, sondern vielmehr bei (eventuell) beschnittenen Texten.
In den USA wird seit Monaten längst breit darüber diskutiert, beispielsweise als ein App-Store-Kontrolleur kurzerhand eine Buch-Lese-App ablehnte, die auch das bei Google Books online hinterlegte Kama Sutra anzeigen konnte. Die Entscheidung wurde nach allerhand Empörung und Spott schließlich rückgängig gemacht. Viel Aufmerksamkeit erzeugte auch der (vorübergehende) Filterzwang von bestimmten Schimpfwörtern in einem Wörterbuch sowie ein Autor, der das Wort 'fuck' mehr oder weniger freiwillig aus seinem Werk strich, welches er als eBook unbedingt im App Store anbieten wollte.
Die große Frage dabei bleibt, wohin dieser kontrollierende Eingriff letztlich führen kann - insbesondere im Kontext von aktueller Berichterstattung könnte dies natürlich heikel werden: "Für den Vorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbandes, Michael Konken, ist klar: «Da wird in die Berichterstattung eingegriffen, das darf nicht sein. Das kann man sogar als Zensur bezeichnen.» Konken sieht die Glaubwürdigkeit von Informationen auf dem iPhone insgesamt erschüttert. «Der Provider ist nur der Lkw, der die Ladung transportiert, er darf nicht die Fracht bestimmen.» Schließlich gebe es Mediengesetze und im Streitfall Gerichte, die über die Pressefreiheit wachen", so der dpa-Artikel. "Der Berliner Medienwissenschaftler Norbert Bolz hat allerdings Verständnis für den Konzern. «Es kam mehrfach vor, dass Provider in kritischen Fällen für Darstellungen auf ihrer Plattform zur Verantwortung gezogen wurden. Insofern handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme aus juristischen Gründen.» Allerdings müssten die Kriterien offengelegt werden. Bolz sieht die größere Gefahr im vorauseilenden Gehorsam von Journalisten. «Die Redaktion kann mit Rücksicht auf iPhone-Nutzer eine Schere im Kopf verinnerlichen und von vornherein auf problematische Inhalte verzichten."

Posted by Leo at 13:27 | Permalink

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