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24.07.2010

Die Überflüssigkeit von Apples Antennen-Pranger-Galerie (Video)

Ja, Apple, es mag recht clever gewesen sein, die spezifische Empfangsproblematik des iPhone 4 zu einem branchenweiten Smartphone-Problem umzubiegen und zufriedene wie weniger zufriedene Kunden mit -ok, great- kostenlosen Hüllen und einer Rückgabemöglichkeit (deren Prozedere in Deutschland immer noch unklar ist) zu beglücken. Es konnte auch sicher nichts schaden, die Signalanzeige mit iOS 4.0.1 stimmiger zu gestalten und selbst an den vergrößerten Balken 1 bis 3 lässt sich wenig aussetzen. Die lahme Pranger-Galerie mit spärlich konkurrierenden Modellen, die sich auch per "Todesgriff" zum Balkenschwund bewegen lassen sollen, ist dahingegen hochgradig albern und ihr Ausbau um zwei weitere Modelle entsprechend überflüssig. Was kümmert mich der Balkenschwund eines N97 mini, wenn an einem iPhone 4 ein Problem auftritt, welches ich in dieser Form niemals zuvor an einer iPhone-Generation feststellen konnte? Zumal ein herstellerübergreifender Vergleich aufgrund der fehlenden Standardisierung der Signalanzeige sowieso keinerlei Aussagekraft aufweist und der entscheidende Faktor (die tatsächliche Signalabschwächung per Handberührung) durch die beliebigen Balken übermalt wird. Die sich aufdrängende Frage wurde auf der Pressekonferenz zwar von Ryan Block gestellt, doch umfuhr Hardware-Chef Bob Mansfield diese lediglich mit einer Nicht-Antwort und somit bleibt Apples Ansicht dazu offen, warum unter Umständen schon die reine Fingerberührung der linken unteren Ecke beim iPhone 4 ein Stoppen der Datenverbindung auszulösen vermag (zumindest bei bestimmten Händen mit bestimmten iPhone 4-Modellen in bestimmten Mobilfunknetzen an bestimmten Aufenthaltsorten).

Die Schlüsselpassage der Antennen-Pressekonferenz folgte einige Zeit später ebenfalls im langen Q&A-Teil, dessen Mitschnitt Apple leider wie gewohnt nicht veröffentlichte: Auf die Frage, ob Apple-Kunden sich denn zwischen Form und Funktion entscheiden müssten, antwortete Jobs (laut der Macworld-Mitschrift), dass Apple eine Firma sei, die beides anstrebe. Durch die externe Antenne des iPhone 4 konnte Apple einen größeren Akku verbauen und das iPhone 4 dünner werden lassen, so Jobs, der seine Ausführung um das schöne Idiom "we try to have our cake and eat it too" ergänzte. Im Gegensatz zu den von Jobs im Rahmen der Präsentation abgespulten "Fakten", die trotz ihrer vehement betonten "Härte" nahezu keinen ernsthaften Erkenntnisgewinn zuließen, scheint darin der Kern der Angelegenheit zu stecken - die Entscheidung für eine externe Antenne weist ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile auf oder wie Jobs (in anderem Zusammenhang) auf der D8-Konferenz sagte: "Things are packages of emphasis. Some things are emphasized in a product, some things are not done as well in a product, some things are chosen not to be done at all in a product."
Die außenliegende Antenne lässt mehr Platz im Gehäuse und ermöglicht dadurch einen größeren Akku in Kombination mit einem noch dünneren iPhone und offenbar auch einen in bestimmten Situationen verbesserten Empfang, solange eben der Schwachpunkt nicht per Hand berührt wird - ein Kompromiss den ich grundsätzlich begrüße (und der internen Antenne der Vorgängermodelle jederzeit vorziehen würde), denn auch nach vier Wochen Dauereinsatz konnte ich bei meiner alltäglichen Nutzung (ohne Hülle) im Netz der Telekom keine Beeinträchtigung feststellen während sich die Akkulaufzeit bei meiner gewohnten Nutzung im Vergleich zum 3GS um geschätzte 30 bis 40 Prozent verlängerte.
So mag es zwar für einen Inter-Firmen-Pissing-Contest halbwegs lustig sein, der Konkurrenz Stellungnahmen zu entlocken, in denen das Umklammerungsproblem von den eigenen Geräten weit fortgewiesen wird, um dann dessen Auftreten öffentlich vorzuführen (siehe Motorolas Stellungnahme und Apples inzwischen ergänztes oben eingebettetes Video zum Droid X), doch selbst für mich als zufriedenen iPhone 4-Nutzer ist dies bestenfalls ermüdend oder anders ausgedrückt: Am Empfang des iPhone 4 habe ich weiterhin nichts auszusetzen, sehr wohl aber an Apples anhaltender Fehlkommunikation.

Posted by Leo at 12:20 | Permalink